Bamberg – das fränkische Rom
von Stephan Gerhard Alle Länder Europa
Unversehrt durch die Zeit
Diese Auszeichnung hat Bamberg unter anderem der Tatsache zu verdanken, dass – im Gegensatz zu vielen anderen Städten in Deutschland – der Zweite Weltkrieg hier kaum Spuren hinterlassen hat. Der historische Stadtkern konnte sich über Jahrhunderte praktisch ungestört entwickeln. Heute verfügt die Stadt über den grössten geschlossenen Bestand an alten Bauwerken in unserem Nachbarland. Über tausend Gebäude stehen unter Denkmalschutz, der grösste Teil davon gehört zum Weltkulturerbe. Sie vereinen in einmaliger Weise unterschiedliche Stilepochen von der Romanik bis zum Barock.
Bambergs Glanzzeit begann im 11. Jahrhundert, als Kaiser Heinrich II. hier ein Bistum errichtete. Er stiftete auch den Dom. Die Fürstbischöfe von Bamberg gehörten zu den zahlreichen geistlichen Fürsten im Heiligen Römischen Reich. Die Stadt sollte über Jahrhunderte ihre Residenz bleiben. Dank glücklicher Fügungen überstand Bamberg die Stürme der Zeit einigermassen unbeschadet – zum Beispiel die Hussitenbelagerung, einen Aufstand der Bürger gegen ihren Bischof oder den Dreissigjährigen Krieg. Erst 1802 endete die Ära der weitgehenden Unabhängigkeit, Bamberg wurde von Bayern annektiert. Seither wird die Stadt von München aus regiert.
Rund um den Domberg
Der Siedlungskern der Stadt liegt wohl rund um den Domberg, auf dem sich ursprünglich die Babenburg befand. Das Geschlecht der Babenberger hatte hier seinen Stammsitz. Der heute zu sehende Dom stellt den dritten Kirchenbau an dieser Stelle dar. Zwei Vorgänger brannten ab. Im 12./13. Jahrhundert wurde der heutige Bau verwirklicht. Er folgt gotischen Bauprinzipien, einige Teile sind spätromanisch. Der Dom enthält zwei berühmte Denkmäler, das Grab Kaiser Heinrichs II. und seiner Gemahlin Kunigunde sowie den Bamberger Reiter, vermutlich eine Darstellung König Stephans I. von Ungarn.
Unmittelbar neben den Dom befinden sich die Alte Hofhaltung und die Neue Residenz. Beide Bauwerke bilden zusammen mit dem Dom ein eindrucksvolles Ensemble. Die Alte Hofhaltung ist im Kern noch eine alte Kaiserpfalz aus dem 11. Jahrhundert, die in der Folge zahlreiche Umgestaltungen erfuhr. Die Neue Residenz ist dagegen ein Werk des Barock und diente als Bischofssitz. Vom Rosengarten der Neuen Residenz haben Besucher einen wunderbaren Blick über die Stadt.
Geistliche Bauten in Fülle
Ein weiterer bedeutender Sakralbau ist das Kloster Michelsberg, eine Benediktinerabtei, deren Ursprünge auf die Entstehungszeit des Domes zurückgehen. Der gotische Bau auf romanischem Grundriss präsentiert sich in prächtiger barocker Innenausstattung. Ebenso sehenswert ist die Pfarrkirche Unserer Lieben Frau (Obere Pfarre), die einzige rein gotische Kirche Bambergs, die im 18. Jahrhundert im Inneren ebenfalls barockisiert wurde. Noch älter ist die Kirche St. Jakob, ein romanischer Bau mit barocker Fassade. Sie liegt an einem alten Jakobspilgerweg nach Santiago de Compostela.
Bambergs Kernstadt verfügt noch über etliche interessante Kirchen und Kapellen. Ihre grosse Anzahl weist auf die Funktion der Stadt als Bischofssitz hin. Geistlichen Besitzern dienten auch die zahlreichen Domherrenhöfe und Klosterhöfe im Bereich der Innenstadt.
Bürgerstolz und Fischerhäuser
Zu den schönsten weltlichen Bauwerken gehört das Alte Rathaus auf der Oberen Brücke. Das auf einer Insel in der Regnitz gelegene Rathaus bildet zusammen mit dem Brückenturm und dem vorgelagerten Fachwerkbau ein beliebtes Fotomotiv. Ein besonders romantisches Viertel ist Klein-Venedig: Das ehemalige Fischerviertel am Ostufer der Regnitz besteht aus pittoresken Fischerhäusern aus dem 17. Jahrhundert. Wer will, kann sich die Häuser von einer Regnitzgondel aus betrachten.
Die Altstadt von Bamberg verfügt noch über eine Vielzahl an Palais und vornehmen Bürgerhäusern. Als eines der schönsten wird das Böttingerhaus angesehen, ein nach dem Vorbild italienischer Palazzi gestalteter Bau. Ein weiteres eindrucksvolles bürgerliches Bauwerk ist das Wasserschloss Concordia, ein barockes Kunstwerk mit schönem Terrassengarten. Das sind nur zwei Beispiele. Man muss die Altstadtanlage auch als Gesamtensemble und Schöpfung vieler Generationen auf sich wirken lassen. In vielen Bauten kommt das bürgerliche Selbstbewusstsein, das sich gelegentlich auch in Konflikten mit dem Bischof äusserte, zum Ausdruck.
Bischöfliche Wohnsitze
Der nutzte in Krisenzeiten die Altenburg als Fluchtpunkt. Sie gehört ebenfalls zum Bild Bambergs. Ausser in Fluchtzeiten diente die mittelalterliche Burganlage den Bischöfen zeitweise auch als Wohnsitz. Der Dichter E.T.A. Hoffmann war so von dem Bau fasziniert, dass er hier einige Jahre lebte. Eine weitere bischöfliche Residenz im Stadtbereich ist Schloss Geyerswörth, das auf einer anderen Regnitzinsel steht und an drei Seiten von Wasser umgeben ist.
Bier und Musik
Auf zwei Bamberger „Spezialitäten“ soll noch hingewiesen werden. Bamberg gilt als Bierstadt. Rund vierzig Brauereien sind hier ansässig, Bierkeller und Brauereigasthäuser mit deftiger fränkischer Küche sind typisch. Ein Markenzeichen der Stadt sind auch die Bamberger Symphoniker. Sie bilden eines der renommiertesten deutschen Symphonieorchester. Ihre Heimstatt ist die 1993 eröffnete Konzerthalle Bamberg.
Oberstes Bild: Fischerhäuser von Klein-Venedig in Bamberg (© Schubbay, Wikimedia, GNU)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“][vc_gmaps link=“https://maps.google.de/maps?q=Bamberg&hl=de&sll=51.151786,10.415039&sspn=11.074904,19.753418&oq=Bamberg&hnear=Bamberg,+Oberfranken,+Bayern&t=m&z=12″ size=“350″]