Die Teestrasse Maliandao, Teil 2: Pu-Erh Tee – Allheilmittel und Schlankmacher aus der Teestube
von Natalia Muler Alle Länder Asien
Die Maliandao ist der bedeutendste Umschlagplatz für Tee und Teeprodukte in Peking. Unter den Käufern trifft man gleichermassen auf Grosshändler wie auf Privatkunden. Natürlich sind die meisten Teesorten auch in anderen Bezirken der Stadt im Handel erhältlich, jedoch ist die Auswahl der Teesorten auf der Maliandao einfach überwältigend. Die Teeliebhaber, die sich nicht gerade auf einer kurzen und stressigen Dienstreise in Peking aufhalten und Zeit und Musse dazu haben, sollten unbedingt einen Abstecher dorthin unternehmen.
Dies ist ein Bericht über die Teestrasse Maliandao in Peking, China in drei Teilen. Hier das Inhaltsverzeichnis:
1. Teil: Die Teestrasse Maliandao: die Kunst, Chinas Lieblingsgetränk einzukaufen
2. Teil: Die Teestrasse Maliandao: Pu-Erh Tee – Allheilmittel und Schlankmacher aus der Teestube
3. Teil: Die Teestrasse Maliandao: Die hohe Kunst der chinesischen Teezeremonie
Auf der Maliandao selbst, aber auch in vielen Nebenstrassen reihen sich aneinander nicht nur kleinere und grössere traditionelle Teeläden, sondern locken auch mehrstöckige Teemärkte die Teekäufer durch ihr beeindruckendes Angebot. Teeshopping erscheint viel entspannter als der übliche Einkaufsstress auf den bekannten Shoppingmeilen der chinesischen Hauptstadt zu sein: Auch zu den Hauptverkehrszeiten lässt es sich hier genüsslich einkaufen und man kann sich eine (oder mehrere) Tassen echten chinesischen Tee in aller Ruhe gönnen.
Es gibt mehr als tausend Sorten chinesischen Tee, und sie alle werden aus den Blättern einer einzigen Pflanze hergestellt: der Teepflanze oder Camellia sinensis. Warum unterscheiden sie sich dann so stark im Geschmack? Die Faktoren, die Geschmack, Aroma und Farbe des Tees bestimmen, sind sehr unterschiedlich. Wichtig ist die geografische Lage der Plantage; die Methoden der Teelese – um unterschiedliche Teesorten zu erzeugen, werden die Blätter in einem bestimmten Reifezustand gesammelt; und natürlich spielen eine wichtige Rolle die Art und Weise der Herstellung.
Ein gutes Beispiel dafür sind die allgemein beliebten Pu-Erh Tees. Genau wie bei vielen Weinen bestimmt hier das Anbaugebiet den Namen des Tees und seiner Untersorten. Die Chinesen lieben den dunklen Pu-Erh Tee, der von den Plantagen im Verwaltungsgebiet der Stadt Pu’er in der Provinz Yunnan, China stammt und dank seiner besonders grossen Teeblätter bekannt ist. Pu-Erh Tee ist ein gereifter, mehrere Jahre gelagerter Tee.
Der Pu-Erh Tee hat dunkelbraune Blätter und ein ganz besonderes Aroma und eine Struktur, die auf Teetrinker eine gewisse Anziehungskraft ausüben. Der Reifungsprozess dieser Teesorte verläuft nach speziellen Regeln, wodurch er seine dunkle rötliche Farbe und den kräftigen würzig-erdigen Geschmack erhält.
Der Pu-Erh Tee ist seit der Han-Dynastie (206 v. Chr. – 220 n. Chr.) bekannt und somit eine der ältesten Sorten in der chinesischen Teegeschichte. Bis zu Mao Zedongs Zeiten waren die Pu-Erhs ein Genuss ausschliesslich für die Oberschicht: die mit einem grossen Aufwand verbundene Herstellung und die ihm zugeschriebene heilende Wirkung machten den Pu-Erh äusserst teuer. Zahlreiche Mythen und Legenden sind mit dieser Teesorte verbunden, die über ihr einen zusätzlichen romantisch-geheimnisvollen Schleier ausbreiten. Der Pu-Erh Tee war im alten China so wertvoll, dass er zu manchen Zeiten neben Gold als Zahlungsmittel verwendet wurde.
Seit jeher wird die heilende Wirkung des Pu-Erh Tees hoch gepriesen. Er soll das Nervensystem tonisieren und den Stoffwechsel beschleunigen. Viele Kunden, die im Teeladen nach Pu-Erh fragen, legen ein Arztrezept vor. Oft empfehlen die chinesischen Ärzte den Pu-Erh den Menschen mit Übergewicht. Es wird gepriesen, dass er auf die Verdauung positiv wirkt, die Fettverbrennung anregt und die Cholesterinwerte senkt. Somit ist der er für die Chinesen ein natürlicher Schlankmacher. In der traditionellen chinesischen Medizin wird behauptet, dass „Qi“ (gesprochen „Tschi“) – die geheimnisvolle Substanz, die sich überall befindende Lebensenergie – das gesamte Universum erfüllt. Das „Qi“ kann verschiedene Formen annehmen, sie kommt aus der Umwelt und strömt als Atem oder durch die Nahrung in den Körper. Der Mensch ist dann gesund, wenn das „Qi“ ungehindert durch den Körper fliessen kann. Das Einnehmen vom Pu-Erh Tee soll dabei helfen, die Energieblockaden zu lösen. Der Tee unterstützt den lockeren, harmonischen Fluss des „Qi“ und wirkt positiv auf den gesundheitlichen Zustand des Patienten. Diese Eigenschaften, aber auch viele andere, verleihen dem Pu-Erh Tee im Morgenland ein hohes Ansehen und machen ihn zum allgemein geschätzten Gesundheitsgetränk.
Der einzige Punkt, den die gesundheitsbewussten Chinesen dem Wundertrank vorwerfen können, ist sein Preis: Von 300 bis 3000 Yuan für 500 Gramm ist der Pu-Ehr Tee im Handel erhältlich, was umgerechnet den Betrag von ungefähr 35 € bis 350 € bedeutet. Je älter der Tee ist, desto teurer wird er verkauft. Ein junger Pu-Erh ist zum Beispiel viel preiswerter als derjenige, der das Alter von 25 Jahren erreicht hat.
Oberstes Bild: Requisiten der chinesischen Teezeremonie (Bild: Garz Stevens, Wikimedia, CC)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“][vc_gmaps type=“m“ zoom=“14″ link=“https://maps.google.com/maps?q=Maliandao+Street,+Pek%C3%ADn,+China&hl=es&ie=UTF8&sll=37.0625,-95.677068&sspn=54.533615,79.013672&oq=malianda&hnear=Ma+Lian+Dao+Jie,+Xi+Cheng+Qu,+Beijing,+Rep%C3%BAblica+Popular+China&t=m&z=17″ size=“350″]