Die Wachau - alte Wein- und Kulturlandschaft in Niederösterreich
VON Stephan Gerhard Alle Länder Europa
An der Donau zwischen Melk und Krems
Die Donau gibt der Wachau ihr Gesicht, denn sie ist eine typische Flusslandschaft. Begrenzt wird sie durch die beiden Orte Melk und Krems. Dazwischen hat sich der Strom über eine Länge von dreissig Kilometern einen Weg durchs Gebirge des Dunkelsteinerwalds und des Waldviertels gebahnt. Schroffe Felsen und bewaldete Hügel bestimmen hier das Bild, es gibt aber auch sanft ansteigende Höhen im Umfeld des Flusses, bei Krems öffnet sich das Tal und breitet sich weithin aus. Verwaltungstechnisch liegt die Wachau im Bundesland Niederösterreich.
Das Donautal zwischen Melk und Krems ist ein klimatisch besonders begünstigtes Gebiet. Seit alters her siedeln hier daher Menschen. In den beiden Wachau-Orten Willendorf und Stratzing wurden Zeugnisse steinzeitlicher Kultur gefunden. Die „Venus von Willendorf“ stammt aus dieser Zeit. Österreichs bekanntestes archäologisches Fundstück ist heute im Naturhistorischen Museum in Wien zu sehen. Dank des milden Klimas ist die Wachau ein traditionelles Wein- und Obstanbaugebiet.
Heurigen-Seligkeit und Marillenpracht
In den Weinfeldern und -bergen werden vor allem Riesling, Grüner Veltliner und Neuburger als Sorten angebaut. Der Wein in einem der zahlreichen Heurigenbetriebe gehört zum Standard-Repertoire eines Wachau-Besuches. Daneben ist die Gegend für ihre Marillen, wie in Österreich die Aprikosen genannt werden, bekannt. Die „Wachauer Marille“ ist eine besonders geschützte Herkunftsbezeichnung. Die Marillenblüte im Frühjahr gehört zu den schönsten Ereignissen des Jahres. Dann ist die Wachau in ein weisses bis zartrosa Meer an Blüten getaucht.
Die Zeit zwischen Frühjahr und Herbst eignet sich am besten, um hierher zu kommen. Während sich ab März die Blütenpracht der Obstbäume und Gärten entfaltet, lädt die Donau in der Hitze des Sommers zum Baden ein – es gibt extra Strände an einigen Stellen – und im Herbst ist Weinlese-Zeit, eine besonders schöne Periode, wenn die Weinblätter und das Herbstlaub sich zu verfärben beginnen. Wander- und radtechnisch ist die Wachau gut erschlossen. Natürlich lässt sich die Wachau auch mit dem Schiff von der Donau aus erleben. Die Radwege an beiden Ufern der Donau sind Teil des Donauradwegs und es gibt ein ausgebautes Wanderwegenetz. 2010 wurde der sogenannte Welterbesteig eröffnet, ein 180 Kilometer langer Rundwanderweg, der alle sehenswerten Orte und Plätze der Wachau berührt.
Barockes Meisterwerk – Stift Melk
Weltbekannt ist das Stift Melk, das auf einem Felsen oberhalb der Donau thront. Das Benediktinerkloster in seiner heutigen Form ist unübersehbar ein Werk des Barock. Die doppeltürmige Stiftskirche mit ihrer Kuppel wird dabei von den Klostergebäuden gleichsam eingerahmt, zur Donau hin öffnet sich der gewaltige Baukomplex in einem Hof. Sowohl die Kirche als auch die Klosterbauten erinnern in ihrer reichen Dekoration und Innenausstattung eher an ein Schloss als an einen sakralen Bau. Berühmt ist auch die Bibliothek des Klosters, die hunderttausend Bände enthält – u.a. wertvolle Schriften aus dem 9. Jahrhundert. Das zugehörige Stiftsgymnasium gilt als älteste Schule Österreichs. Stift Melk ist ein bedeutender Ort.
Krems am anderen Ende der Wachau ist eine schöne alte Stadt. Im historischen Zentrum sind noch viele Bauten aus dem Spätmittelalter bis in die Zeit des Barock erhalten. Die Silhouette der Stadt wird durch Kirchen und Türme in der Innenstadt und im angrenzenden Stadtteil Stein geprägt. Das Wahrzeichen der Altstadt bildet das Steinertor, das einzige der erhaltenen vier Stadttore.
Alte Ruinen und kleine Städte
Zwischen Melk und Krems können noch andere lohnende Ziele besucht werden. Zum Beispiel die Burgruine Aggstein gegenüber von Willendorf. Auch als Ruine vermittelt Aggstein einen guten Eindruck einer typisch mittelalterlichen Burg. Strategisch günstig auf einem Felssporn dreihundert Meter über der Donau gelegen, hat man von hier einen wunderbaren Blick auf das Tal und die umgebende Berglandschaft. Ausserordentlich malerisch zeigt sich auch die kleine Stadt Dürnstein. Hauptbauwerk des Ortes ist das Stift mit dem blauen Turm der Stiftskirche. Darüber erhebt sich auf einem Felsvorsprung die Ruine Dürnstein.
Stift Göttweig – wie Montecassino
Schon etwas im Hinterland der Wachau liegt eine weitere bekannte Klosteranlage Österreichs – Stift Göttweig, ebenfalls ein Benediktinerkloster. Das Stift steht in seinen Ausmassen Melk kaum nach. Es wurde markant auf einer Bergspitze errichtet und vereint in seinem Baukomplex unterschiedliche Bauepochen von der Romanik über die Gotik bis zum Barock. Wegen seiner ausserordentlich eindrucksvollen Lage wird es auch als das „Montecassino“ Österreichs bezeichnet.
Obwohl die Wachau eine überschaubare Region ist, vereint sie auf ihrem Gebiet in einzigartiger Weise landschaftliche Schönheit und Vielfalt mit herausragenden Kulturdenkmälern. Ein Besuch lohnt sich.
Oberstes Bild: Dürnstein in der Wachau (© Uoaei1, Wikimedia, CC)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“][vc_gmaps link=“https://www.google.ch/maps?q=Stift+Melk,+Abt-Berthold-Dietmayr-Stra%C3%9Fe,+Melk,+%C3%96sterreich&hl=de&ie=UTF8&ll=48.23009,15.333502&spn=0.00819,0.021136&sll=48.229458,15.333505&sspn=0.131047,0.338173&oq=Stift+Melk+%C3%96sterreich&t=m&z=16&iwloc=A“ size=“350″]