Neuseeland – Reisebericht vom anderen Ende der Welt, Teil 5: Napier, die Stadt im Art Décor

Seit unserer Ankunft in Neuseeland waren nun 10 Tage vergangen, und wir waren bereits mit der gesamten Nordinsel durch. Okay, wir waren sehr schnell unterwegs und haben einige Dinge übersprungen, die wir mit dem kleinen Johnny aber sowieso nicht hätten machen können.

Wie zum Beispiel die Glühwürmchen-Höhlen bei Waitomo Caves oder die Wanderung in New Plymouth, den Vulkan hoch… aber hey, wir waren in Napier, und das Wetter dort hat alles wieder wett gemacht.

[templatera id=“991″]Es war ja eigentlich geplant, dass wir an die Westküste Neuseelands fahren, und nicht an die Ostküste. Das hatte zum Grund, weil ich 2004 schon an der Ostküste war und es mir dort nicht sonderlich gefallen hatte. An der Westküste steht aber noch ein Vulkan, der scheinbar besonders gut zu sehen ist und aus der gesamten Landschaft heraussticht. Der zweite und wichtigere Grund aber war, dass uns das Fahren in Coromandel so zugesetzt hatte, dass wir uns die 400 km lieber sparen und dafür etwas Ruhe walten lassen wollten. Somit entschieden wir uns, anschließend nach Napier zu fahren. Und es war ein Volltreffer.

Während meiner ersten Neuseelandreise waren wir an Napier nur vorbeigefahren und hatten es nicht einmal richtig angeschaut. Sogar das Meer hatten wir irgendwie übersehen und waren nur in der Stadt. Diesmal aber fuhren wir direkt bis an die Küste. Wir hatten nämlich keine Unterkunft reserviert und wollten uns das Backpackers erst einmal vor Ort ansehen und dann entweder zu- oder absagen. Beim ersten wurde uns die Entscheidung direkt abgenommen. “Sorry, wir sind nur für Leute ab 18!” Damit war gemeint, dass Johnny nicht reindurfte. Also: Byebye! Wir fuhren weiter und kamen zu “Andy’s Backpackers”. Es liegt direkt am Meer. Ich ging rein, und bekam für 60 Dollar ein Zimmer mit Meerblick und drei Betten. Wow. Schlafen zu dritt für knapp 40 Euro – nicht schlecht.

Zuerst wollten wir in Napier campen. Extra dafür hatten wir ja einen Campervan gemietet, in dem ein Bett für zwei Personen aufgebaut werden kann. Dazu haben wir immer eine Kochplatte, einen Grill und die Gasflaschen dabei. Wir können einen Tisch ausklappen und nachts bei geöffneter Kofferraumklappe noch eine Plane darüberwerfen und unser Gepäck auslagern. Johnny selbst würde auf den Vordersitzen schlafen, die sind durchgehend, und weil wir einen Koffer in den Fußraum stellen würden, würde er auch nicht runterfallen. Das Problem war nur: In Rotorua hatte er noch Husten, und deswegen entschlossen wir uns, in Napier nicht zu campen und stattdessen erstmal zum Arzt zu gehen.

Dort waren wir dann auch. Es gibt dort eine kleine, aber sehr coole Praxis namens “the doctor’s (care about you)”. Zufälligerweise war behandelnder Arzt ein Dr. Stefan Freudenberg – Deutscher. Er duzte mich gleich, und ich duzte zurück, sehr neuseeländisch eben. Johnny bekam wie immer eine Heidenangst und heulte. Der Doktor hörte ihn ab, konnte aber nichts Ungewöhnliches feststellen.

Napier – Blick aus dem Fenster unseres Backpackers (Foto: Albert Brückmann)

Napier selbst, das sollte ich noch erzählen, wurde 1931 von einem fürchterlichen Erdbeben heimgesucht. Die ganze Stadt ging dabei zu Bruch. Da es damals Mode in Europa (und teilweise auch in Amerika) war, Städte im Art Décor-Stil zu erbauen, dachten sich die Stadtväter, es hier ebenso zu tun. Die Häuser wurden also mit scharfen Kanten, Zickzack-Mustern, Kreisen und passenden Farben gebaut. Somit ist es heute ein Wallfahrtsort für Architekten und Kunst-Interessierte. Aber, … naja… eben weniger für uns. Wir saßen in Napier lieber am Strand und genossen die Brise und die Wellen. Dann saßen wir im Park und machten ein Picknick im Grünen. Anschließend ging es noch durch die Fußgängerzone.

Zum Abendessen sind wir dann zurück ins Backpackers. In der Küche machte eine 19-jährige Franzosin gerade Crêpes. Ich gesellte mich dazu und machte Schoko-Püfferchen von Dr. Oetker. Hatte in 3 Minuten die Backmischung zusammen und sie meinte nur “Wow, that was fast. It’s cool, but it’s not fun to be finished so fast!” Damit spielte sie darauf an, dass sie ewig für ihren Teig gebraucht hatte, und ich das mal eben ganz kurz fertig hatte. Das Resultat beider Essen war dennoch ernüchternd: Weil die Kochplatte nur den Zustand “heiss” und “kalt” kannte, verbrannten die Sachen einfach. Nach 4 verkohlten Püfferchen hatte ich den Dreh dann aber raus. Wir aßen und waren glücklich.

Etwas unglücklich waren wir jedoch über den Zustand der Küche. Während Zimmer und Bad sauber waren, sah es in der Küche aus wie Sau. Alles lag rum, ungespültes Geschirr stand in jeder Ecke, Essen lag hier und dort. Und das alles nur, weil der Manager dieses Backpackers nicht selbst im Hostel wohnte, sondern immer nur morgens vorbeischaute. Anscheinend ohne Durchsetzungskraft, sonst hätte es hier anders ausgesehen.

Nachdem ich die Schlüssel abgegeben hatten, machte wir uns auf die 350 km lange Strecke nach Wellington, der Hauptstadt Neuseelands ganz im Süden der Nordinsel und Übergangspunkt zur Südinsel. Und über Wellington geht’s dann auch im nächsten Bericht!

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