Martigny – Römisches und Kultur im Unterwallis

Die Stadt Martigny im französisch-sprachigen Unterwallis kann auf eine über zweitausendjährige Geschichte zurückblicken. Bereits in Julius Cäsars berühmtem Werk „Bellum Gallicum“ wird der Ort erwähnt, allerdings unter seinem damaligen Namen „vicus Octodurus“. In der Schlacht von Octodurus kam es 57 vor Christus zum Kampf zwischen einheimischen Kelten und Römern. Die Römer siegten trotz zahlenmässiger Unterlegenheit.

Seither hat Martigny eine wechselvolle Geschichte erlebt, die sich auch in verschiedenen Namen ausdrückt. Martigny ist als Bezeichnung erstmals im 11. Jahrhundert belegt. Historiker führen den Namenswechsel auf die Aufgabe der antiken Siedlung im vierten nachchristlichen Jahrhundert zurück. „Martigny“ steht dabei für die „Leute des Martinius“, wohl der Name eines damaligen Landbesitzers. 

Kulturhauptstadt des Wallis

Heute präsentiert sich Martigny seinen Besuchern in einer faszinierenden Mischung aus alter und neuer Architektur – bereits stark angehaucht von französischem Charme, was sicher kein Nachteil ist. Sich selbst sieht die Stadt als Kultur-Zentrum des Wallis. Dies hat seine Berechtigung durch die zahlreichen hier ansässigen Stiftungen, Museen, Ausstellungsräume und Werke von namhaften Künstlern, die das Stadtbild an markanten Punkten bereichern – ungewöhnlich für einen Ort dieser Grössenordnung. Denn mit rund 17‘000 Einwohnern ist Martigny eher eine Kleinstadt.


Kulturhauptstadt des Wallis (Bild: © Bogdan Lazar – shutterstock.com)

Sichtbarstes Zeichen der römischen Vergangenheit sind die Überreste des römischen Amphitheaters. Zugegeben – das Kolosseum in Rom ist eindrucksvoller, dennoch vermitteln die ovalen Grundmauern der Anlage mit ihren Sitzreihen noch eine gute Vorstellung vom ursprünglichen Aussehen. Auch Reste von römischen Tempeln, Heiligtümern und einigen Stadthäusern wurden bei archäologischen Ausgrabungen gefunden und sind heute für Besichtigung zugänglich.


Sichtbarstes Zeichen der römischen Vergangenheit sind die Überreste des römischen Amphitheaters. (Bild: © Stefano Ember – shutterstock.com)

Die Fondation Pierre Gianadda

Die bedeutendste Attraktion von Martigny ist aber zweifelsohne die „Fondation Pierre Gianadda“, die jährlich einige Millionen Besucher anzieht. Die Stiftung wurde 1976 von Léonard Gianadda, einem Schweizer Kunst-Mäzen, in Erinnerung an seinen tödlich verunglückten Bruder Pierre ins Leben gerufen. Der futuristische Beton-Hauptbau der Stiftung erhebt sich über den Resten eines römischen Tempels und stellt damit unmittelbar die Verbindung zur Vergangenheit der Stadt her.


Die Stadt Martigny im französisch-sprachigen Unterwallis kann auf eine über zweitausendjährige Geschichte zurückblicken. (Bild: © Stefano Ember – shutterstock.com)

Es ist nicht einfach, einen „roten Faden“ in dem Ausstellungs-Konzept zu finden. Das Gallo-Römische Museum zeigt Fundstücke aus der antiken Vergangenheit, daneben werden Gemälde der Sammlung Evelyn und Louis Franck präsentiert, ausserdem lockt eine Oldtimer-Ausstellung mit 50 historischen Fahrzeugen aus dem Zeitraum 1897 bis 1939. Im angrenzenden Park finden sich Skulpturen von berühmten Künstlern. Hans Arp, Marc Chagall, Henry Moore, Joan Miró, Pierre-Auguste Renoir, Auguste Rodin und viele mehr sind hier vertreten – fast ein Who’s Who der bildenden Kunst. Last but not least werden in der sogenannten Parkvilla unter der Überschrift „Leonardo da Vinci – Erfinder“ diverse Zeichnungen und Modelle gezeigt.

Das museale Ensemble der Fondation Pierre Gianadda ist noch nicht einmal das einzige Museums- und Ausstellungs-Angebot in Martigny. Die Stiftung Louis Moret wirbt mit Ausstellungen zeitgenössischer Kunst aus der Schweiz und ganz Europa. Das Museum für Geowissenschaften beschäftigt sich mit dem Walliser Bergbau. Die Stiftung Guex-Joris stellt Klangkörper und -geräte aus unterschiedlichen Zeiten vor. Dazu fügen sich etliche Kunstgalerien, das Walliser Filmzentrum und noch manche weitere Stiftung. Besonders ungewöhnlich ist sicher das Bernhardiner-Museum, das ganz der berühmten Schweizer Hunderasse gewidmet ist.

Alte Mauern und idyllische Plätze

Die „Rue du Bourg“ im gleichnamigen Viertel Martigny-Bourg stellt wohl noch den ursprünglichsten Teil der Stadt dar. Das Glanzstück der Strasse bildet das Gemeindehaus mit seinen charakteristischen massiven Säulen. Aber auch sonst lohnt die Rue du Bourg mit ihren alten Häusern und den vielen kleinen authentischen Läden einen Bummel. Ein anderer malerischer Ort ist der Place Central, der sich mit seinen Laubengängen im schattigen Grün vorstellt und von zahlreichen Restaurants und Cafés umrahmt wird – ein Platz zum Verweilen.


Die Burgruine „la Bâtiaz“ (Bild: © bikemp – shutterstock.com)

Eine beliebte Sehenswürdigkeit ist die Burgruine „la Bâtiaz“, die sich auf einem Felsvorsprung jenseits der Dranse, einem Nebenfluss der Rhone, erhebt. Der Name ist eine Umformung des lateinischen bastida“, was nichts anderes als Burg oder Befestigung bedeutet. Die Ursprünge des Baus reichen ins 13. Jahrhundert zurück. In dieser Zeit ist auch der mächtige, noch gut erhaltene Rundturm entstanden. Die Burg sollte einst die wichtige Passstrasse zum Grossen Sankt Bernhard kontrollieren. Heute bilden ihre alten Mauern einen seltsamen Kontrast zu den modernen Funktions- und Wohnbauten von Martigny zu ihren Füssen.



Fazit

Martigny im Unterwallis besitzt römische Wurzeln und sieht sich als Kulturhauptstadt des Kantons – ein Anspruch, der durch die Präsenz zahlreicher Stiftungen, Museen und Kulturgüter im Stadtgebiet vollauf gerechtfertigt ist

 

Artikelbild: © welcomia – shutterstock.com

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Mehr zu Stephan Gerhard

ist seit Jahren als freier Autor und Texter tätig und beschäftigt sich bevorzugt mit Themen rund um Finanzen, Geldanlagen und Versicherungen sowie Wirtschaft. Als langjähriger Mitarbeiter bei einem Bankenverband und einem großen Logistikkonzern verfügt er über umfassende Erfahrungen in diesen Gebieten.

Darüber hinaus deckt er eine Vielzahl an Themen im Bereich Reisen, Tourismus und Freizeitgestaltung ab. Er bietet seinen Kunden kompetente und schnelle Unterstützung bei der Erstellung von Texten und Präsentationen.

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