Erinnerungen an die Donaumonarchie an der Adria – Opatija

Es gibt nur wenige Orte an der kroatischen Adria, an denen die Erinnerung an die einstige Donaumonarchie noch so gegenwärtig ist wie in Opatija. Zahlreiche alte Hotelbauten und Villen aus der grossen Zeit des Seebades sind Zeugen einer grossen Vergangenheit.

Nach dem Ende des Kommunismus und dem Zerfall Jugoslawiens hat man sich wieder auf diese Kur- und Bade-Tradition besonnen. Seither erlebt Opatija eine neue Blüte und knüpft dabei bewusst an die K.u.K.-Ära an.

Von Abbazia zu Opatija

Vielen ist heute gar nicht mehr bewusst, dass das frühere Österreich-Ungarn neben zahlreichen anderen Gebieten Mittel- und Osteuropas auch das heutige Kroatien umfasste. Das Gebiet um Opatija gehörte dabei zu dem sogenannten Küstenland, das Teil der österreichischen Reichshälfte war. Es bestand aus der reichsunmittelbaren Stadt Triest, der gefürsteten Grafschaft Görz und Gradisca sowie der Markgrafschaft Istrien, auf deren Gebiet auch Opatija liegt. Im Küstenland stellten zu K.u.K.-Zeiten italienischsprachige Bewohner die Bevölkerungsmehrheit. Die Ortsnamen wurden daher vor allem auf Italienisch angegeben. Deutsch und Kroatisch waren daneben ebenfalls offizielle Sprachen. Der italienische Name von Opatija ist Abbazia. Unter dieser Benennung wurde der Ort in der ganzen Donaumonarchie als Reiseziel vermarktet. Nach deren Ende wurde und wird bis heute das kroatische Opatija als Bezeichnung verwandt. Der deutsche Name Sankt Jakobi ist dagegen nahezu in Vergessenheit geraten.

Der Badebetrieb in Abbazia begann ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zunächst allmählich. Einen grossen Aufschwung brachte die Eröffnung der Bahnstrecke Pivka – Rijeka im Jahre 1873 durch die österreichische Südbahngesellschaft. Dadurch wurde die Region um Opatija an das österreichische Eisenbahnnetz angeschlossen und konnte von Wien aus direkt erreicht werden. In der Folge kamen immer mehr Gäste in den malerisch gelegenen und klimatisch günstigen Ort an der Kvarner Bucht. 1889 erfolgte die offizielle Auszeichnung als heilklimatischer Kurort. Abbazia entwickelte sich schnell zu einem Treffpunkt der Prominenz. Damals galt das Seebad als „Perle an der österreichischen Riviera“.


Der kleine Hafen von Abbazia, 1890 (Bild: Wikimedia)

Ein Seebad für Kaiser und Könige

Kaiser Franz Joseph kurte besonders gerne an der Adria, was den Adel und das Grossbürgertum aus ganz Europa ebenfalls nach Abbazia zog. Könige und Kaiser trafen sich hier, so zum Beispiel Kaiser Franz Joseph und der deutsche Herrscher Wilhelm II. im Jahre 1894. Das Ende der K.u.K.-Zeit bedeutete auch für die Stadt einen tiefen Einschnitt. Erst italienisch beherrscht, später zu Jugoslawien gehörend, liess der Kurbetrieb spürbar nach. Die High Society Europas präferierte nun andere Ziele. Im kommunistischen Jugoslawien wurde Opatija zu einem ziemlich beliebigen Touristen-Ziel. Erst nach der Unabhängigkeit Kroatiens hat man sich der Wiederherstellung des ramponierten Rufs zugewandt. Viele der alten Villen und Hotels wurden restauriert und erstrahlen heute wieder in alter Pracht. Die Stadt hat beste Voraussetzungen, sich erneut zu einem eleganten und mondänen Reiseziel zu entwickeln.

Opatija ist kein grosser Ort. Gerade mal gut 11.000 Einwohner zählt das frühere Abbazia, das sich entlang einer grünen Hügelkette an der Küste der Adria in der Kvarner Bucht erstreckt. Nach Rijeka – dem Zentrum der Region und ebenfalls ein bekannter Badeort – sind es etwa achtzehn Kilometer. Die Hügel gehören zum Učka-Gebirgsmassiv, das im Hinterland durchaus grössere Höhen erreicht. Der Učka-Naturpark ist ein beliebtes Ausflugs- und Wanderziel mit üppigem Pflanzenwuchs. Besonders eindrucksvoll zeigt sich die Vela Draga-Schlucht, ein canyonartiges Tal mit bis zu hundert Meter hohen Felsen und eigenartigen Kalksäulen. Üppiges Grün findet sich auch in Opatija selbst. Dank der günstigen klimatischen Verhältnisse gedeiht hier subtropische Vegetation, zahlreiche Palmen und farbenprächtige Blumen prägen das Bild.


Blick auf Opatija (Bild: Maestralno, Wikimedia)

Rund um die Villa Angiolina

Die Villa Angiolina im Umfeld des Hafens bildet so etwas wie die Keimzelle des Tourismus in Opatija. Sie wurde 1844 im spätbiedermeierlichen Stil errichtet und präsentiert sich heute Besuchern in zartem Rosa. Später erwarb die österreichische Südbahn das Gebäude und machte daraus eine Luxusherberge. Zu den Gästen gehörten unter anderen der unglückliche österreichische Kronprinz Rudolf und seine Frau Stephanie. Heute ist der Bau ein Museum. Standesgemäss wirkt auch der grosszügige Park, der die Villa umgibt. Er ist eine Augenweide und bietet vielen exotischen Pflanzen Platz. Er bildet einen idealen Ort, um hier im wahrsten Sinne des Wortes lustzuwandeln und seinen Träumen nachzuhängen.

Eindrucksvolle Villen und Hotels aus der grossen Zeit Abbazias gibt es noch viele. Nicht wenige dienen heute – obwohl denkmalgeschützt – nach wie vor als Ferien-Unterkunft. Nicht immer ist das Verhältnis von Denkmalpflege und touristischer Nutzung konfliktfrei. Denn manches Umbauerfordernis für moderne Nutzung stösst auf denkmalpflegerische Grenzen. Dem Geschmack der Zeit entsprechend findet sich im Baustil viel Historistisches. Man griff damals gerne auf Vorbilder aus der Renaissance und dem Barock zurück. Schöne Beispiel dafür sind das Hotel Kvarner (früher Hotel Quarnero), das Hotel Imperial (früher Hotel Kronprinzessin Stephanie) und das Hotel Belvedere (früher ein Sanatorium). Leider hat auch die kommunistische Ära Jugoslawiens in Opatija einige Hotelbauten hinterlassen, die wenig auf ihr historisches Umfeld Rücksicht nehmen und wie Fremdkörper an diesem Ort wirken.


Villa Angiolina – die Keimzelle des Tourismus in Opatija. (Bild: Georges Jansoone, Wikimedia, GNU)

Sankt Jakob – namensgebende Kirche

Viele Villen kann man bei einem Spaziergang auf dem Lungomare – Opatijas historischer Uferpromenade – erleben, denn die Häuser wurden bevorzugt direkt am Meer errichtet. Der Lungomare, der heute nach Kaiser Franz Joseph benannt ist, ist insgesamt zwölf Kilometer lang und verbindet Opatija mit den Nachbarorten Voloska und Lovran. Zu den Ursprüngen der Stadt führt ein Besuch in der Sankt Jakobskirche.


Sankt Jakobskirche in Opatija (Bild: Georges Jansoone, Wikimedia, GNU)

Sie stammt aus dem 15. Jahrhundert und gehörte einst zu einer Benediktiner-Abtei. Von der Kirche leitet sich nicht nur die deutsche Ortsbezeichnung Sankt Jakobi ab. Auch der Name Opatija selbst verweist darauf, denn er bedeutet übersetzt nichts anderes als „Abtei“. Die kleine Kirche liegt in der Nachbarschaft der Villa Angiolina und ist ebenfalls von einem wunderschönen Park umgeben.

Heute hat sich Opatija seiner Tradition entsprechend wieder ganz auf gehobenen Tourismus eingestellt. Zu den zahlreichen Urlaubs-Angeboten gehören unter anderem Wellness und kulinarische Erlebnisse. Das Seebad kann auch sehr gut als Ausgangspunkt für Touren in Istrien und Ausflüge in die adriatische Inselwelt genutzt werden.



Mit den Inseln Krk und Cres liegen zwei der bekanntesten Ziele praktisch direkt vor der Haustür. Auch Möglichkeiten zum Baden in der Adria bietet die Stadt. Die Strände bestehen – wie fast überall an der Adriaküste – aus Kieseln oder sind künstlich angelegt. Es gibt viele Möglichkeiten, an diesem Ort in Istrien seinen Urlaub zu verbringen.

 

Oberstes Bild: © Phant / Shutterstock.com

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Mehr zu Stephan Gerhard

ist seit Jahren als freier Autor und Texter tätig und beschäftigt sich bevorzugt mit Themen rund um Finanzen, Geldanlagen und Versicherungen sowie Wirtschaft. Als langjähriger Mitarbeiter bei einem Bankenverband und einem großen Logistikkonzern verfügt er über umfassende Erfahrungen in diesen Gebieten.

Darüber hinaus deckt er eine Vielzahl an Themen im Bereich Reisen, Tourismus und Freizeitgestaltung ab. Er bietet seinen Kunden kompetente und schnelle Unterstützung bei der Erstellung von Texten und Präsentationen.

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