IceCave am isländischen Langjökull eröffnet im Frühjahr 2015
VON Thomas Schlösser Alle Länder Europa
Die IceCave soll im Frühjahr 2015 eröffnet werden. In der unterirdischen Eishöhle soll es ein abwechslungsreiches Programm aus Touren, Ausstellungen und Konzerten geben. Auch Hochzeiten sollen in dieser ganz besonderen Atmosphäre möglich sein.
Projekt IceCave: Dreijährige Planungsphase und einjährige Bauphase
Die IceCave ist ein ambitioniertes Projekt, das einer kleinen Idee entsprang. Ursprünglich hatten regionale Unternehmen mit dem Konzept eines oberirdischen Schneehauses geliebäugelt. Dieser Entwurf entwickelte sich dann im Laufe der Zeit weiter, bis sich die Verantwortlichen auf die IceCave festlegten. Die Planungsphase dauerte drei Jahre an, im Frühjahr 2014 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Die Bauphase soll ein Jahr dauern, sodass die IceCave voraussichtlich im Frühjahr 2015 eröffnet werden kann.
Nicht zu unterschätzen sind die architektonischen Herausforderungen, die das Bauen im Eis stellt. Nicht nur während der Bauphase muss das Eis kontinuierlich auf Stabilität geprüft werden, sondern auch danach. Mehrmals täglich soll das Eis gecheckt werden, um ein adäquates Sicherheitslevel gewährleisten zu können. Acht Monate im Jahr soll die Höhle für Besucher geöffnet werden.
Faszinierende Welten aus Eis entdecken – 25’000 bis 30’000 Besucher im ersten Jahr erwartet
Die IceCave wird unter dem Gletscher Langjökull verlaufen; der zweitgrösste Gletscher Islands erstreckt sich am Westteil der Insel auf einer Fläche von 925 Quadratkilometern. Die Eiskappe, die kontinuierlich an Volumen verliert, ist bis zu 580 Meter tief. Die Eishöhle soll bis zu 30 Meter Tiefe erreichen, das Höhlensystem wird 500 Meter lang sein. In verschiedenen Segmenten der Höhle werden Ausstellungen gezeigt werden, Touren für Abenteurer angeboten, Konzerte veranstaltet und sogar romantische Hochzeiten veranstaltet werden. Dabei wäre ein solch umfassendes Rahmenprogramm überhaupt nicht notwendig, denn das schon alleine der Anblick des Eises und die atemberaubende Architektur der Höhle sind beeindruckend. Insbesondere dann, wenn das Eis beleuchtet wird und dadurch einen nahezu mystischen Charakter erhält. Die Verantwortlichen des Projekts rechnen im ersten Jahr nach der Eröffnung mit einer Besucherzahl zwischen 25’000 und 30’000.
Eiskappen des Gletschers Langjoküll schrumpfen jährlich um einen Meter
Wissenschaftliche Analysen haben gezeigt, dass die Eiskappen des Gletschers Langjökull kontinuierlich an Dicke verlieren, jährlich schrumpft das Eis um circa einen Meter – ein beachtlicher Wert. Wissenschaftler machen nicht nur den Klimawandel als alleinige Ursache für das Eisschrumpfen verantwortlich, sondern sehen auch einen Zusammenhang mit den vulkanischen Aktivitäten der Region. Es ist also gut möglich, dass der heute noch mächtige Gletscher in ein paar Generationen gänzlich verschwunden sein wird. Aufgrund der komplexen Statik und der Veränderungen im Eis wird die IceCave so auch ständig überwacht werden müssen.
Natürliche Eishöhlen in Europa als Vorbild
Auf dem europäischen Kontinent gibt es mehr als ein Dutzend natürlicher Eishöhlen. Die IceCave ist prinzipiell an diese angelehnt. Aus Gründen der Statik und Technik jedoch wird auf bestimmte Details verzichtet. Insgesamt sind natürliche Eishöhlen weniger geradlinig aufgebaut, wirken zufälliger gestaltet. Auch verlaufen natürliche Eishöhlen nicht immer gleichmässig in die Tiefe, sind mitunter deshalb enorm schwer passierbar.
Natürlich muss eine künstliche Eishöhle Sicherheitsstandards erfüllen und mit einem praktischen Nutzen vereinbar sein. Die bisherigen Bilder und das Gesamtkonzept zur IceCave erwecken den Eindruck, dass das Bauprojekt die Atmosphäre und den Charakter des natürlichen Vorbilds widerspiegeln kann. Besucher dürfen sich auf unvergessliche Momente freuen und sich auf ein Abenteuer im Eis einlassen.
Zu den bekannten Eishöhlen in Europa zählen die Dachstein-Rieseneishöhle, die Hundalm-Eishöhle, das Schwarzmooskogel-Höhlensystem, die Hendrikhöhle (jeweils in Österreich), die 42 Kilometer lange Eisriesenwelt im österreichischen Werfen, die Schellenberger Eishöhle (Deutschland), die Glacière de Montlési (Schweiz), die Kungurer Eishöhle in Russland, die Ledová jeskyně in der Tschechischen Republik, die Scarisoara-Höhle in Rumänien sowie die Dobschauer Eishöhle, die Demänováer Eishöhle und die Grosse Eishöhle in Paradana (jeweils Slowenien).
Wie funktioniert eine Eishöhle?
In einer Eishöhle herrschen im ganzen Jahr Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Die Eisbildung erfolgt durch Wasser, welches durch die in die Höhle eindringende Kaltluft gefriert. In wärmeren Jahreszeiten bleibt die Eishöhle weiterhin kalt, da die eindringenden wärmeren Luftmassen leichter sind als die bereits in der Höhle vorhandene kalte Luft – so schafft die aufsteigende warme Luft es nicht, die kalte Luft zu verdrängen. Eishöhlen können in enormer Tiefe oder Höhe befindlich sein und sind mitunter schwer passierbar oder durch eine ungünstige Statik nicht passierbar. Nur Eishöhlen, die ausreichend sicher und zum Betreten freigegeben sind, dürfen betreten werden – alles andere ist lebensgefährlich.
Oberstes Bild: Eishöhle in Vatnajokull, Island (Johann Helgason / Shutterstock.com)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“][vc_gmaps link=“https://maps.google.de/maps?q=Langj%C3%B6kull&hl=de&ie=UTF8&sll=64.75,-19.98&sspn=0.056603,0.154324&oq=Langj%C3%B6kull,&hnear=Langj%C3%B6kull&t=m&z=9″ size=“350″]