Pousadas – eine portugiesische Institution
VON Stephan Gerhard Alle Länder Europa
Wer in einer Pousada übernachtet, befindet sich automatisch an einem besonders reizvollen und interessanten Ort des Landes, denn nur hier sind diese Einrichtungen zu finden.
Verbindung von Denkmal und Hotel
Pousadas können auf eine über 70-jährige Tradition zurückblicken. Im Jahr 1942 wurden sie als staatliche Institution gegründet. Der Grundgedanke dabei war, historisch wertvollen Gebäuden eine neue Bestimmung als Hotel zu geben und damit die wirtschaftliche Nutzung mit dem Erhalt und der Pflege der Bauten zu verbinden. Daher wurden Pousadas bevorzugt in ehemaligen Schlössern, Burgen, Palästen und Klöstern eingerichtet. Viele stehen unter Denkmalschutz. Manche sind auch Neubauten, die an landschaftlich herausragenden Plätzen erbaut wurden.
In den 1990er-Jahren wurden einige Pousadas neu gestaltet, um die historische Bausubstanz mit moderner Architektur und attraktivem Design zu verbinden. Vor einigen Jahren wurde die Hotelkette teilprivatisiert, sie befindet sich aber immer noch zur Hälfte in staatlichem Besitz. Derzeit gibt es 41 Pousadas im Kernland Portugal, zwei liegen auf den Azoren, eine steht in Salvador da Bahia in Brasilien.
Der jeweiligen Region gewidmet
Die einzelnen Hotels selbst sind von überschaubarer Grösse. Manchmal werden nur wenige Zimmer zur Verfügung gestellt, manchmal einige Dutzend. Massenhotels sind Pousadas nie. Komfort und Ausstattung entsprechen gehobenen Ansprüchen. Es ist die Philosophie der Pousadas, gleichermassen ein Ort für Wellness und Erholung zu sein, aber auch die Begegnung mit den Sehenswürdigkeiten und der Kultur in der jeweiligen Region zu fördern. Zu den Pousadas gehören in der Regel auch Restaurants, die dem Konzept gemäss der regionalen Küche gewidmet sind und ebenfalls gehobene Gastronomie bieten.
Sagres, Queluz und Amares – drei Beispiele
Beispielhaft sollen im Folgenden drei Pousadas vorgestellt werden, die ihrer Lage entsprechend jeweils einen ganz eigenen Charakter besitzen:
- Die Pousada von Sagres gehört zu den neueren Bauten. Sie wurde 1960 in spektakulärer Lage auf den Felsen oberhalb der Bucht von Sagres im Südwesten des Landes errichtet. 51 Zimmer stehen zur Verfügung. Sagres selbst ist ein legendärer Ort. Am Kap von Sagres soll Heinrich der Seefahrer seine berühmte Ausbildungsstätte für Entdecker unterhalten haben. Mächtige Festungsmauern künden heute noch davon. Unweit des Ortes erreicht man am Kap Sao Vicente die Südwestspitze Europas. Die Landschaft ist von herber Schönheit. Von der Pousada haben Gäste wunderbare Blicke auf das Meer und die Felsenküste.
- In Queluz bei Lissabon ist die Pousada in einem Teil des Nationalpalastes untergebracht, dem sogenannten Glockenturm. Der Nationalpalast ist ein Werk des 18. Jahrhunderts und wird häufig mit seiner Barock- und Rokokopracht auch als das portugiesische Versailles bezeichnet. Hier hatten früher die Könige ihre Residenz. Das Gebäude der Pousada selbst ist ein Komplex, der ehedem als Wohnung für Bedienstete sowie für Lagerzwecke genutzt wurde. Es bietet 26 Zimmer.
- Ganz in der Nähe des Nationalparks Peneda-Geres liegt die Pousada de Amares in dem alten Kloster Santa Maria do Bouro. Das Gebäude ist ein von grünen Gärten umgebenes früheres Zisterzienserkloster aus dem 12. Jahrhundert, das vor wenigen Jahren originalgetreu restauriert wurde. Es ist das Wahrzeichen des Städtchens Amares. Der Nationalpark Peneda-Geres bildet eine der schönsten Naturlandschaften im Norden Portugals. Die Pousada mit ihren 32 Zimmern ist daher ein sehr guter Ausgangspunkt für Aktiv- und Naturferien in diesem Teil des Landes.
Eine besondere Location
Pousadas bieten eine sehr gute Möglichkeit, die unterschiedlichen Seiten und Facetten Portugals kennenzulernen. Wer hier wohnt, weiss, dass er sich an einem Ort befindet, der den Aufenthalt lohnt. Eine Pousada ist immer eine besondere Location.
Oberstes Bild: Pousada St. Maria Bouro in Amares (© Glaucco97, Wikimedia, CC)