Al Ain – Gartenstadt des Persischen Golfs

Die Vereinigten Arabischen Emirate haben sich in den vergangenen Jahren zu einem Touristen-Magneten entwickelt. Die glitzernden Hochhausfassaden von Städten wie Abu Dhabi oder Dubai mit ihren künstlichen Ferienparadiesen locken viele Besucher aus aller Welt an. In der modernen, aus dem Wüstensand gestampften Pracht ist nur wenig Traditionelles zu finden. Eine Ausnahme bildet Al Ain – die grüne Stadt in der Wüste.

Sie ist eines der wenigen urbanen Zentren in dem Land auf der arabischen Halbinsel, das nicht im unmittelbaren Umfeld der Küste des Persischen Golfs zu finden ist, sondern im Landesinneren. Al Ain gehört zum Emirat Abu Dhabi und liegt etwa 160 Kilometer östlich der gleichnamigen Hauptstadt direkt an der Grenze der Emirate zum benachbarten Oman.



Eine Stadt im Grenzland

Lange war die Grenzziehung zwischen beiden Staaten umstritten. Erst in den 1970er Jahren einigte man sich auf einen verbindlichen Verlauf. Seither gehört ein kleiner Teil der Stadt – Al Buraimi genannt – zum Oman. Das eigentliche Stadtgebiet liegt aber auf dem Territorium der Emirats Abu Dhabi. Hier leben etwas mehr als 370.000 Menschen.

Al Ain verdankt seine Existenz der gleichnamigen Oase, die die Stadt seit jeher mit dem lebenswichtigen Wasser versorgt. Übersetzt bedeutet „Al Ain“ denn auch nichts anderes als „Auge“ oder „Quelle“. Die Wasserquellen machten den Ort schon immer zu einem besonderen Platz, denn jenseits von Al Ain erstrecken sich nur noch die endlosen Weiten der arabischen Wüste. Neben der Al Ain-Oase gibt es auf dem Stadtgebiet übrigens noch mehrere kleine Oasen, die die Ausbreitung der Siedlung begünstigten.


Berg Jebel Hafeet bei Al Ain (Bild: Riyaz Ahamed, Wikimedia, GNU)


Moderne Silhouette ohne Wolkenkratzer

Dem Besucher präsentiert sich die Wüstenmetropole – wie andere Städte des Emirates auch – durchaus in modernem Gewand. Grosszügige sechsspurige Strassen verbinden die einzelnen Stadtteile. Ein internationaler Flughafen und eine Autobahn direkt zur Hauptstadt Abu Dhabi sorgen für problemlose Erreichbarkeit. Die Stadt nutzt die Weite der Wüste, trotz der vergleichsweise überschaubaren Einwohnerzahl erstreckt sie sich über eine Fläche, die so gross ist wie Paris. In den vornehmen Aussenbezirken werden immer noch neue Villen für die einheimischen Bewohner errichtet. Grossartige Malls, Einkaufspassagen und Geschäftszentren lassen keine Wünsche offen. Der Ölreichtum der Emirate ist längst auch hier angekommen. Im Unterschied zu den Golfmetropolen sucht man hier allerdings in der Wüstensonne gleissende Wolkenkratzer vergeblich. Kein Gebäude von Al Ain ist mehr als sechs Etagen hoch.

Zeugnisse der Bronzezeit

Neben der modernen Fassade hat die Stadt aber auch Zeugnisse einer grossen Vergangenheit zu bieten. Denn Al Ain ist uralt. Das überrascht nicht, denn der aussergewöhnliche Wasserreichtum der Gegend hat seit Jahrtausenden Menschen hierher gezogen. Seit rund 5.000 Jahren gilt Al Ain als besiedelt. Die ältesten Siedlungsspuren sind im Hili Archaeological Park zu besichtigen. Der Park ist einer der Gründe, warum die Stadt im Jahre 2011 als erster Ort in den Vereinigten Arabischen Emiraten überhaupt zum UNESCO-Welterbe erklärt wurde. Die hier gefundenen Siedlungsspuren und Gräber gehören zur sogenannten Umm an-Nar Kultur, einer bronzezeitlichen Kultur am Übergang vom Sammler- und Jäger-Dasein zur Sesshaftigkeit. Gefundene Exponate sind auch im Al Ain National Museum zu sehen, das zusammen mit dem benachbarten Sultan Fort eine Attraktion für sich ist.

Das andere Museum der Stadt ist das Al Alain Palace Museum, das im ehemaligen Sultanspalast untergebracht ist. Er diente einst Scheich Zayed bin Khalifa, einem der Gründerväter der Vereinigten Arabischen Emirate als Wohnsitz und zeigt in seinen Räumen den – vergleichsweise puritanischen – Lebensstil des Wüstenherrschers sowie Zeugnisse des Beduinenlebens. Das Palastmuseum erinnert in seinem Baustil ebenfalls an ein Wüstenfort.

Ein geniales Bewässerungssystem

Ein anderer wesentlicher Bestandteil des UNESCO-Welterbes sind die Afladsch. So werden hier die traditionellen Bewässerungskanäle genannt, die das Wasser der Wüsten-Oasen optimal zugänglich machen. Die Afladsch verteilen das Quellwasser über ein System von Kanälen weitflächig und unter Ausnutzung des natürlichen Gefälles. So können grosse Gebiete versorgt werden. Diesem Bewässerungssystem verdankt die Stadt überhaupt ihre Existenz. Seine Ursprünge liegen im Dunkeln. Manche führen es auf die alten Perser zurück, andere sind davon überzeugt, dass es einst im Oman erfunden wurde. In der heute noch in Al Ain zu sehenden Form besteht es seit mindestens 1500 Jahren. Der schönste Ausdruck seiner Effizienz sind Zehntausende von Dattelpalmen, die die Al Ain-Oase und die anderen Oasen der Stadt umgeben. Sie machen auch die zahlreichen anderen Grünanlagen und Bepflanzungen in der Stadt möglich, die Al Ain die Bezeichnung „Gartenstadt des Persischen Golfs“ eingetragen hat. Das Grün hebt sich wohltuend gegenüber dem Gelb-Braun der umgebenden Wüste ab.


Die Afladsch – so werden die traditionellen Bewässerungskanäle genannt. (Bild: Bob McCaffrey, Wikimedia, CC)


Thermalbad in der Wüste

Dennoch hat die Wüstenlandschaft auch ihre eigenen Reize. Ein Naturdenkmal ist der Dschabal Hafit, ein 1240 Meter hoher Berg etwa 30 Kilometer ausserhalb der Stadt. Er bildet den zweithöchsten Gipfel der Vereinigten Arabischen Emirate. Von hier aus bieten sich spektakuläre Panorama-Blicke auf die wüsten Weiten und Al Ain selbst – besonders eindrucksvoll bei Dunkelheit, wenn die Stadt im Lichterglanz erstrahlt. Ganz „auf dem Trockenen“ befindet man sich aber auch an dieser Stelle nicht. Denn zu den Attraktionen im unmittelbaren Umfeld gehört die sogenannte „Green Mubazarrah“, ein Ensemble von natürlichen Heisswasserquellen, die in einen kleinen See münden. Auch an dieser Stelle ist die Wüste grün. Ein Thermalbad und eine Wellness-Oase an diesem Ort erwartet man sicher am wenigsten.


„Green Mubazarrah“ – ein Ensemble von natürlichen Heisswasserquellen. (Bild: Shahinmusthafa Shahin Olakara, Wikimedia, CC)


Ein Besuch in Al Ain bietet die Möglichkeit, mehr von dem ursprünglichen Leben und den Wurzeln der Menschen in den Vereinigten Arabischen Emiraten kennenzulernen. Trotzdem muss man dabei auf die Annehmlichkeiten der modernen Zivilisation und den Luxus, den der Ölreichtum des Landes bietet, nicht verzichten.

 

Oberstes Bild: Gartenstadt am Persischen Golf – so heisst die sehenswerte Oasen-Metropole Al Ain. (© Xalan mustafa / Shutterstock.com)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ align=“align_center“ color=“grey“][vc_gmaps link=“#E-8_JTNDaWZyYW1lJTIwc3JjJTNEJTIyaHR0cHMlM0ElMkYlMkZ3d3cuZ29vZ2xlLmNvbSUyRm1hcHMlMkZlbWJlZCUzRnBiJTNEJTIxMW0xOCUyMTFtMTIlMjExbTMlMjExZDIzMjkyMS4xODgwMzExODI1NyUyMTJkNTUuNzQ2ODY2NjQ5OTk5OTk0JTIxM2QyNC4xOTI5OTIxNSUyMTJtMyUyMTFmMCUyMTJmMCUyMTNmMCUyMTNtMiUyMTFpMTAyNCUyMTJpNzY4JTIxNGYxMy4xJTIxM20zJTIxMW0yJTIxMXMweDNlOGFiMTQ1Y2JkNWEwNDklMjUzQTB4ZjU2ZjhjZWE1YmYyOWY3ZiUyMTJzYWwtQWluJTJCLSUyQkFidSUyQkRoYWJpJTJCLSUyQlZlcmVpbmlndGUlMkJBcmFiaXNjaGUlMkJFbWlyYXRlJTIxNWUwJTIxM20yJTIxMXNkZSUyMTJzZXMlMjE0djE0Mjc3NTEzNTAzMzIlMjIlMjB3aWR0aCUzRCUyMjYwMCUyMiUyMGhlaWdodCUzRCUyMjQ1MCUyMiUyMGZyYW1lYm9yZGVyJTNEJTIyMCUyMiUyMHN0eWxlJTNEJTIyYm9yZGVyJTNBMCUyMiUzRSUzQyUyRmlmcmFtZSUzRQ==“ size=“350″]

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Mehr zu Stephan Gerhard

ist seit Jahren als freier Autor und Texter tätig und beschäftigt sich bevorzugt mit Themen rund um Finanzen, Geldanlagen und Versicherungen sowie Wirtschaft. Als langjähriger Mitarbeiter bei einem Bankenverband und einem großen Logistikkonzern verfügt er über umfassende Erfahrungen in diesen Gebieten.

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