Müritz und Müritz-Nationalpark – Seenwelt in Deutschlands Nordosten

Die Mecklenburgische Seenplatte im Nordosten Deutschlands gehört zu den schönsten Regionen unseres Nachbarlandes. Hunderte von Seen inmitten einer nur dünn besiedelten Region lassen der Natur noch viel Raum. Das mit Abstand grösste Gewässer der Region ist die Müritz.

Die Müritz bildet zusammen mit dem angrenzenden Müritz-Nationalpark eine Landschaft von besonderem Reiz. Weite Wasserflächen umsäumt von Wiesen, Wäldern und Feldern sind Orte der Ruhe und zum Träumen. Die Hektik und der Lärm der modernen Zivilisation scheinen hier fernab zu liegen. An vielen Stellen sind nur die Geräusche des Waldes, der Ruf der Vögel und der Schlag sanfter Wellen zu vernehmen.



Ein kleines Meer

Der See hat – wie auch die übrigen Gewässer der Mecklenburgischen Seenplatte – ihre Existenz der letzten Eiszeit vor etwa 15.000 bis 18.000 Jahren zu verdanken. Gletscher, die damals die ganze Ostsee bedeckten, formten die Landschaft. Durch ihre Bewegungen entstanden Hohlräume und Vertiefungen, die sich mit Wasser füllten, als es wärmer wurde und die Gletscher sich zurückzogen. In einer Zeit des natürlichen Klimawandels entstanden so die Mecklenburger Seen. Das Eis hinterliess im Übrigen eine fast ebene Fläche, die heutige norddeutsche Tiefebene. Nur wo die Gletscher Schutt in sogenannten Moränen abluden, blieben kleinere wellige Erhebungen zurück.

Der Name „Müritz“ ist slawischen Ursprungs. Das Ursprungswort „morcze“ steht für „kleines Meer“ – eine treffende Bezeichnung, denn mit einer Fläche von gut 109 Quadratkilometern stellt die Müritz mit Abstand das grösste Gewässer der Mecklenburger Seenlandschaft dar. Und an manchen Uferabschnitten hat man tatsächlich beim Blick auf die Wasserflächen den Eindruck grenzenloser Weite. Die Müritz ist Deutschlands grösster Binnensee. An dem flächenmässig noch ausgedehnteren Bodensee haben ja auch die Schweiz und Österreich Anteile. Die Müritz macht dabei auf den oberflächlichen Betrachter häufig fast den Eindruck eines stehenden Gewässers. Aber dies täuscht. Das Flüsschen Elde tritt im Süden in den See ein und setzt im Norden seinen Lauf fort. Über Kanäle ist die Müritz ausserdem mit den benachbarten Seen verbunden. Das Wasser ist dadurch ständig in Bewegung.


Binnensee Röbel/Müritz (Bild: Cornelia Pithart / Shutterstock.com)

Waren – touristisches Zentrum im Norden

Der Seebereich gliedert sich in mehrere Abschnitte, die durchaus eigenen Charakter besitzen. Die Binnenmüritz im Norden und die Kleine Müritz im Süden bilden quasi zwei Seen im See, die bis auf eine Verbindung zum Hauptgewässer ringsum von Land umschlossen sind. Bei den Orten Sietow und Röbel verfügt die Müritz über tief eingeschnittene Buchten. Die flache Landschaft ist ein ideales Terrain für Wanderungen, zum Radfahren oder auch zum Reiten. Es existiert ein entsprechend ausgebautes Wegenetz und Angebote für diverse Aktivitäten, um die Landschaft rund um den See zu entdecken, gibt es reichlich.

Grosse Orte sucht man an der Müritz vergeblich. Das Zentrum der Region ist Waren an der Müritz ganz im Norden. Die Stadt verfügt über eine ausgebaute touristische Infrastruktur mit Yachthafen und diversen Möglichkeiten für Wassersport. Eine Attraktion ist das Müritzeum, Deutschlands grösstes Süsswasseraquarium, das die Lebenswelt des Sees zeigt. Waren ist auch Austragungsort der jährliche Müritz Sail – eines beliebten Volksfestes, das mit einer bunten Segelregatta und diversen Schiffsveranstaltungen aufwartet. Die Müritz Sail gilt als die kleine Schwester der bekannteren Hanse Sail in Rostock. Besonders hübsch präsentiert sich auch die Kleinstadt Röbel am Westufer. Ihre Altstadt ist von Fachwerkbauten und typischer norddeutscher Backsteinbauweise geprägt. Ansonsten sind im Umfeld des Sees nur kleinere Dörfer zu finden. Praktisch alle haben sich auf Tourismus eingestellt und bieten Hotels, Ferienwohnungen, Camping oder andere Möglichkeiten zum Übernachten.


Nachbau eines historischen Kaffenkahns unter Segel auf der Müritz vor der Stadt Waren. (Bild: Pesopesado, Wikimedia, GNU)

Im Müritz-Nationalpark

Östlich an die Müritz schliesst sich der gleichnamige Nationalpark an – ein Gebiet mit einer Gesamtfläche von 322 Quadratkilometern. Der Nationalpark ist eine eigene Welt für sich, die ebenfalls durch das Wasser bestimmt wird. In ihm befinden sich mindestens hundert weitere Seen, zahllose Stillgewässer und Moorlandschaften. Sie sind häufig in ausgedehnte Waldflächen eingebettet. Die grösseren Seen wie der Grosse Specker See, der Warnker See oder der Woblitzsee zeigen dabei jeweils für sich ein charakteristisches Bild. Teppiche aus weissen Seerosen und Schneidriedflächen bedecken viele Gewässer. Die Wasserlandschaft bietet einen idealen Lebensraum für Tiere, darunter etliche Wasservögel. Im Nationalpark sind Fisch- und Seeadler heimisch, die ansonsten in Deutschland kaum noch zu sehen sind.

Der Bereich Serrahn bildet ein eigenes, vom übrigen Nationalpark-Gelände abgetrenntes Gebiet im Osten. Obwohl es auch hier Seen gibt, sind die Unterschiede zum übrigen Müritz-Nationalpark unübersehbar. Während sonst Kiefernwälder und in sumpfigen Abschnitten Erlen als Bäume dominieren, finden sich in Serrahn ausgedehnte Buchenbestände, die seit Jahrzehnten nicht mehr bewirtschaftet werden und sich daher heute fast als Urwald zeigen. Die Buche ist eigentlich der typische Baum dieser Landschaft, der auch woanders vorherrschen würde, wenn der Mensch nicht ordnend eingegriffen hätte. Das Gelände ist im Gegensatz zum flachen westlichen Teil für Mecklenburger Verhältnisse ausgesprochen hügelig.


Im Müritz-Nationalpark (Bild: Traveller Martin / Shutterstock.com)

Herzogliches Neustrelitz

Zwischen Serrahn und dem restlichen Nationalpark befindet sich das Gebiet von Neustrelitz, einer Kommune mitten im Grünen. Die Stadt ist zwar mit gut 20.000 Einwohnern auch nicht unbedingt eine Metropole, zeigt aber ein überraschend repräsentatives Gesicht und ein geschlossenes Erscheinungsbild. Das ist kein Zufall, denn Neustrelitz war früher Hauptstadt des Grossherzogtums Mecklenburg-Neustrelitz, bis 1918 einer der deutschen Bundesstaaten. Die Herzöge haben die Stadt im 18. Jahrhundert geschaffen.

Neustrelitz ist eine Planstadt, die ganz den Gestaltungsvorstellungen des Barock folgt. Der Ort wurde um einen rechteckigen zentralen Platz angelegt, von dem sternförmig Strassen in alle Richtungen führen. Diese Anlage ist bis heute prägend. Im Stadtbild sind noch viele Bauten aus der herzoglichen Zeit erhalten. Dabei wirkte vor allem der Klassizismus stilbildend. Das barocke Wahrzeichen der Stadt, das herzogliche Schloss, wurde im Zweiten Weltkrieg zwar zerstört. Erhalten sind aber noch die Schlosskirche, die Orangerie und der schöne Schlossgarten. Die Stadt wird bei einem Aufenthalt im Bereich der Mecklenburger Seenplatte gerne besucht. Sie bietet eine Plattform für vielfältige kulturelle Veranstaltungen. Im Schlossgarten finden alljährlich die bedeutendsten Operettenfestspiele Deutschlands statt und Neustrelitz ist regelmässiger Austragungsort der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, eines überregional bekannten sommerlichen Musikfestivals.


Schlossgarten Neustrelitz (Bild: PodracerHH, Wikimedia, CC)

Ein Trip an die Müritz bietet eine gute Gelegenheit, von dem Stress und der Hektik des Alltags abzuschalten. Dabei lassen sich Natur- und Landschaftserlebnisse mit Kulturgenuss hervorragend verbinden. Ein Aufenthalt an der Müritz bietet wahrhaft Gelegenheit zur Musse.

 

Oberstes Bild: © Ökologix, Wikimedia, CC

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Mehr zu Stephan Gerhard

ist seit Jahren als freier Autor und Texter tätig und beschäftigt sich bevorzugt mit Themen rund um Finanzen, Geldanlagen und Versicherungen sowie Wirtschaft. Als langjähriger Mitarbeiter bei einem Bankenverband und einem großen Logistikkonzern verfügt er über umfassende Erfahrungen in diesen Gebieten.

Darüber hinaus deckt er eine Vielzahl an Themen im Bereich Reisen, Tourismus und Freizeitgestaltung ab. Er bietet seinen Kunden kompetente und schnelle Unterstützung bei der Erstellung von Texten und Präsentationen.

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